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Gelassen und erfüllt durch die dritte LebensphaseMentale Gesundheit im Alter:

Liebe Leserin, lieber Leser,

hast Du Dich je gefragt, was mit unserer Seele geschieht, während die Jahre wie Blätter von den Bäumen fallen? Das Älterwerden – ein Wort, das manchmal schwer wiegt, manchmal leicht wie eine Feder scheint. Es ist eine Reise, primär eine Reise des Geistes, des Herzens, unserer innersten Seelenlandschaft.

Warum ist mentale Gesundheit gerade im Alter so wichtig?

In einer Welt, die oft Jugendlichkeit vergöttert und das Alter mit Verlust gleichsetzt, stellt sich die Frage: Wie können wir unseren inneren Frieden wahren, unsere geistige Frische bewahren, ja, vielleicht sogar eine tiefere Zufriedenheit finden, gerade weil wir älter werden? Diese Fragen bewegen mich zutiefst, sowohl als jemand, der selbst die Schwelle zur dritten Lebensphase überschritten hat, als auch in der Rolle als Gastgeber des Podcasts „Gelassen älter werden“.

In unzähligen Gesprächen mit faszinierenden Menschen – Philosophen, Wissenschaftlern, Künstlern, Therapeuten und ganz ‚normalen‘ Menschen mit außergewöhnlichen Geschichten – durfte ich immer wieder eintauchen in die vielfältigen Facetten mentaler Gesundheit im Alter. Es ist ein Mosaik aus Annahme und Loslassen, aus Sinnsuche und Gemeinschaft, aus dem Meistern von Stürmen und dem Finden von Oasen der Ruhe.

Ich möchte Dich heute mitnehmen auf eine kleine Reise durch diesen Fundus an Gedanken und Erfahrungen, Dir Perlen aus unserem Archiv zeigen, die vielleicht auch Deinen Weg erhellen können. Denn ja, gelassen älter werden, mit einem wachen Geist und einem offenen Herzen – das ist möglich, und es ist eine Kunst, die wir gemeinsam lernen können.

Die innere Haltung – Dein Kompass auf der Reise des Älterwerdens

Es ist eine Wahrheit, die mir immer wieder begegnet und die auch die Wissenschaft bestätigt: Altern beginnt im Kopf. Unsere Einstellung, die Geschichten, die wir uns über uns selbst und unser Alter erzählen, haben eine immense Macht.

Die Macht der Einstellung: Positive Sichtweisen und ihre Wirkung

Prof. Hans Werner Wahl, einer der renommiertesten deutschen Alternsforscher, hat mir im Gespräch (Folge: Was sagt die Alternsforschung zur Alterskompetenz?) eindrücklich vermittelt, wie unsere Erwartungen unser Erleben formen. Eine positive Sichtweise, das Verbinden von persönlichen Zielen und Plänen mit dem Älterwerden, kann uns nicht nur zufriedener machen, sondern, wie die Forschung von Prof. Susanne Wurm zeigt (Folge: Länger leben ohne anti aging), sogar unsere Lebensspanne verlängern. Stell Dir das einmal vor: Deine Haltung als Quelle für Lebensjahre! Es geht nicht um naiven Optimismus, sondern um eine bewusste Entscheidung für eine Pro-Aging-Kultur, eine Abkehr vom Anti-Aging-Wahn, der uns oft mehr stresst als verjüngt.

Annahme und Loslassen: Spirituelle und persönliche Reife

Diese innere Arbeit an unserer Haltung ist vielleicht die wichtigste Aufgabe im Älterwerden. Pater Anselm Grün (Folge: Gelassen älter werden mit Anselm Grün) spricht von der „hohen Kunst des Älterwerdens“, die darin besteht, das Unvermeidliche – das Nachlassen der körperlichen Kräfte – anzunehmen und den Blick nach innen zu wenden. Dort, in unserer Seele, liegt der eigentliche Reichtum: die Summe unserer Erfahrungen, die Weisheit, die wir gesammelt haben. Es ist eine Einladung zur Transzendenz, zum Hinübersteigen über das rein Materielle, zum Finden einer tieferen Verankerung, sei es im Glauben oder in einer anderen Form von Spiritualität. Dieses Annehmen und Loslassen, von dem Pater Anselm spricht, ist ein zentraler Schlüssel zur Gelassenheit.

Persönlichkeitsentwicklung und das Paradox der Zufriedenheit im Alter

Auch die Persönlichkeitsforschung, wie sie Prof. Eva Asselmann betreibt, gibt uns spannende Hinweise. (Hinweis: Eine spezifische Podcast-Folge hierzu konnte nicht gefunden werden.) Unsere Persönlichkeit ist nicht in Stein gemeißelt! Viele von uns werden im Alter tatsächlich verträglicher, emotional stabiler – vielleicht ist das die biologische Grundlage für mehr Gelassenheit? Zwar mag die Offenheit für Neues manchmal etwas abnehmen, doch gleichzeitig wächst oft die Fähigkeit, das Unvermeidliche zu akzeptieren und zu kompensieren. Die von ihr erwähnte Theorie der sozioemotionalen Selektivität von Laura Carstensen bestärkt dies: Im Alter konzentrieren wir uns oft bewusster auf das, was uns wirklich wichtig ist – tiefe Beziehungen, bedeutungsvolle Momente. Wir passen unsere Ziele an.

Und wie steht es um Deine Zufriedenheit? Prof. Tobias Esch (Folge: Gesund altern mit Tobias Esch) hat das faszinierende „Zufriedenheitsparadoxon“ erforscht: Obwohl körperliche Beschwerden zunehmen können, steigt bei vielen Menschen die seelische Zufriedenheit in der zweiten Lebenshälfte an. Er spricht vom „Glück des Daseins“, einer tieferen, ruhigeren Form des Glücks. Zwar gibt es auch andere Forschungsergebnisse, wie die von Prof. Martin Schröder (Folge: Zufriedenheit im Alter), die zeigen, dass die Zufriedenheit sinken kann, wenn die Gesundheit stark nachlässt, doch die grundsätzliche Möglichkeit zu tiefer Zufriedenheit im Alter bleibt bestehen.

Innere Ressourcen und die Kraft der eigenen Geschichte

Eine wichtige Rolle spielen dabei unsere inneren Ressourcen. Im Gespräch mit Tamara Dietl über Vorbilderhaben wir erfahren, wie wichtig Eigenschaften wie Hoffnung, Dankbarkeit, Humor oder Hingabe sind – Qualitäten, die wir kultivieren können. Letztlich geht es darum, wie wir unser eigenes Älterwerden erzählen. Im Gespräch mit Bertram Kasper (Slam-Episode: Narrativwechsel) wurde deutlich: Wir können die alten, oft negativen Narrative überwinden und unsere eigene Geschichte schreiben – eine Geschichte von Freiheit, Weisheit und neuen Möglichkeiten. Diese Kunst des Narrativwechsels ist pure mentale Stärkung!

Das soziale Netz – Herzenswärme und Zugehörigkeit als Anker

Wer bin ich ohne Dich? Ohne Euch? Unsere Beziehungen sind das Fundament unseres seelischen Wohlbefindens. Das Gefühl, dazuzugehören, geliebt und gebraucht zu werden, ist essentiell, in jedem Alter, aber vielleicht besonders dann, wenn andere Lebensinhalte wie der Beruf wegfallen.

Wege aus der Einsamkeit finden

Einsamkeit ist ein Schreckgespenst des Alters, und leider für viele Realität. Doch wir sind ihr nicht hilflos ausgeliefert. Das Gespräch mit Klaus Siedenhans (Folge: Wege aus der Einsamkeit) hat mir gezeigt, dass Einsamkeit oft mit negativen Gedankenspiralen zusammenhängt und dass der erste Schritt hinaus oft darin besteht, aktiv zu werden, auf andere zuzugehen, auch wenn es schwerfällt. Elke Schilling (Folge: Alt und einsam) kämpft mit Silbernetz genau dagegen an – mit einem einfachen Telefonat, der Möglichkeit zu reden. Das zeigt, wie wichtig Zuhören und geteilte Momente sind.

Freundschaften pflegen – über Generationen hinweg

Freundschaften sind dabei Gold wert. Dr. Ina Schmidt hat im Gespräch über Freundschaften zwischen Alt und Jung wunderbar herausgearbeitet, wie bereichernd diese sein können – ein Austausch von Lebenserfahrung und neuen Perspektiven. Und wie wichtig es ist, diese Freundschaften aktiv zu pflegen, offen zu kommunizieren und auch Konflikte nicht zu scheuen, wie es auch die Erkenntnisse von Dr. Wolfgang Krüger (Folge: Freundschaften im Alter) nahelegen.

Liebe, Partnerschaft und Intimität im Alter

Und natürlich die Liebe, die Partnerschaft! Die fünfteilige Reihe zur Liebe im Alter mit den bewegenden Geschichten von Paaren, die Jahrzehnte gemeinsam gemeistert haben, und den wissenschaftlichen Einblicken von Prof. Pasqualina Perrig-Chiello (Folge 5: Liebe im Alter mit P. Perrig-Chiello) hat gezeigt: Langjährige Liebe ist möglich, aber sie ist Arbeit – an der Kommunikation, am Vertrauen, an der Balance zwischen Nähe und Freiraum. Auch Sexualität und Zärtlichkeit bleiben wichtige Aspekte des Wohlbefindens, wie die Gespräche mit den Gassers (Folge 1: Liebe im Alter mit den Gassers) und Prof. Vogt (Folge 2: Liebe im Alter mit Prof. Vogt) verdeutlichten, auch wenn sich die Formen vielleicht verändern. Es geht um Nähe, Intimität und das Gefühl, verbunden zu sein.

Familienbande und Generationenbeziehungen

Selbst die Beziehung zu den eigenen Kindern und Enkelkindern (oder Paten-Enkeln, wie im Gespräch mit Robert Löhr über den Film „Enkel für Anfänger“ – Folge: Leihgroßeltern) prägt unser mentales Befinden. Die Herausforderung, die eigenen Eltern altern zu sehen und vielleicht zu pflegen, wie mit Peggy Elfmann besprochen (Folge: Wenn meine Eltern alt werden), fordert uns emotional heraus, erfordert Kommunikation und vor allem Selbstfürsorge.

All diese Beziehungen, dieses Netz aus Zugehörigkeit, ist essenziell. Es gibt uns Bedeutung, wie Christian Uhle es nennt (Folge: Der Sinn des Lebens), es schützt vor Einsamkeit und trägt uns durch schwierige Zeiten.

Stürme meistern – Resilienz und Akzeptanz im Angesicht der Endlichkeit

Das Leben hält unausweichlich Stürme für uns bereit: Krankheiten, Verluste, Krisen – persönlich und gesellschaftlich. Unsere mentale Gesundheit hängt entscheidend davon ab, wie wir lernen, durch diese Stürme zu navigieren.

Resilienz stärken: Krisen als Chance begreifen

Resilienz ist hier das Schlüsselwort. Im Gespräch mit Tamara Dietl über Krisen als Chance wurde deutlich: Es geht darum, handlungsfähig zu bleiben, sich nicht von Angst lähmen zu lassen, sondern Selbstwirksamkeit zu spüren. Auch ihre spontane Reaktion auf politische Ereignisse im „Taufrisch“-Podcast zeigte, wie wichtig es ist, eine bewusste Haltung zu entwickeln und sich auf die eigenen Werte zu besinnen, auch wenn die Welt um uns herum turbulent ist. (Hinweis: Die „Taufrisch“-Episoden scheinen eher persönliche Reflexionen zu sein; der Link zur Episode „Krise als Chance“ deckt das Thema Resilienz ab.)

Umgang mit Vergänglichkeit, Trauer und Verlust

Die Auseinandersetzung mit der eigenen Endlichkeit ist vielleicht die größte Herausforderung. Dr. Ina Schmidt (Folge: Über die Vergänglichkeit) ermutigt uns, Vergänglichkeit nicht zu verdrängen, sondern als Teil des Lebens zu integrieren. Das Gespräch über Trauer mit Christine Kempkes (Folge: Trauer kennt kein Alter) zeigt Wege auf, wie wir mit dem Schmerz des Verlusts umgehen können, ohne daran zu zerbrechen. Christine Kempkes betont, dass Trauer Raum benötigt und individuell ist.

Bewusste Gestaltung des Lebensendes und Auseinandersetzung mit der Vergangenheit

Besonders bewegend sind die Gespräche am Rande des Lebensendes. Julia Kalenbergs Bericht über die Begleitung ihres Vaters und die bewusste Gestaltung des Abschieds, auch durch die Methode der „gewünschten Zukunft“, zeigt, wie viel Sinn und Nähe selbst in dieser schweren Zeit liegen kann. (Hinweis: Eine spezifische Podcast-Folge hierzu konnte nicht gefunden werden.) Manuela Thoma-Adofo, die als Hospizhelferin arbeitet (Folge: Erfahrungen einer Hospizhelferin), vermittelt eindrücklich die Bedeutung des einfachen Daseins, der Menschlichkeit und sogar des Humors am Lebensende. Und die Auseinandersetzung mit dem selbstbestimmten Sterben, wie mit Suzann Viola Renninger diskutiert (Folge: Selbstbestimmt sterben), kann paradoxerweise helfen, das Leben bewusster zu leben, weil die Option einer offenen Tür besteht.

Auch die tiefere Auseinandersetzung mit unserer Vergangenheit, mit den „Gefühlserben“, die Sven Rohde beschreibt (Folge: Gefühlserben) – den unausgesprochenen Traumata und Mustern aus unserer Familiengeschichte – kann ein wichtiger Schritt zur mentalen Heilung im Alter sein. Das Schweigen zu brechen und sich diesen Themen zu stellen, kann uns von alten Lasten befreien.

Unterstützung suchen – Ein Zeichen von Klugheit und Selbstfürsorge im Alter

Manchmal reichen die eigenen Kräfte oder das soziale Netz nicht aus. Dann ist es ein Zeichen von Stärke und Selbstfürsorge, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Psychotherapie und Beratung auch jenseits der 60

Das Gespräch mit Prof. Meinolf Peters über Therapie im Alter hat deutlich gemacht: Psychotherapie ist auch jenseits der 60 wirksam und sinnvoll, sei es bei Depressionen, Angstzuständen oder auch zur Bewältigung von Lebensübergängen oder Beziehungskrisen.

Entlastung für pflegende Angehörige

Auch für pflegende Angehörige, deren mentale Gesundheit oft stark belastet ist, gibt es Unterstützung. Peggy Elfmanns Hinweise zur Selbstfürsorge im Kontext der Elternpflege (Folge: Wenn meine Eltern alt werden) sind hier essentiell.

Fazit: Dein Weg zu mentaler Gesundheit und Gelassenheit im Alter

Liebe Leserin, lieber Leser, diese Reise durch die Gespräche unseres Podcasts zeigt: Mentale Gesundheit im Alter ist ein vielschichtiges Geflecht. Es webt sich aus unserer inneren Haltung, der Qualität unserer Beziehungen, unserer Fähigkeit, mit Stürmen umzugehen, und dem Mut, bei Bedarf Unterstützung anzunehmen.

Es gibt nicht den einen Weg, aber es gibt unzählige Pfade und Werkzeuge, die uns helfen können, diese lange Lebensphase bewusst, wach und ja – gelassen – zu gestalten. Die Perlen aus unserem Archiv sollen Dir Mut machen, Dich inspirieren und Dir vielleicht den einen oder anderen Impuls für Deinen ganz persönlichen Weg geben. Es geht darum, wie Gerald Hüther es andeutet (Folge: Gehirn und Altern), die eigene Lebendigkeit zu spüren und zu nähren, sich dem Leben hinzugeben und gleichzeitig gut für sich zu sorgen.

Ich lade Dich herzlich ein, weiter in die Welt von „Gelassen älter werden“ einzutauchen. Vielleicht findest Du Deine ganz persönliche Archiv-Perle? Alle Episoden warten auf Dich auf unserer Webseite https://gelassen-aelter-werden.de/.

Bleib neugierig, bleib verbunden – mit Dir selbst und den Menschen um Dich herum.

Herzlich, Dein Bertram