Es scheint zwei zentrale Aspekte zu geben, die das Älterwerden gelassener gelingen lassen. Einmal: dem Gehirn auch jenseits der 60 Jahre „Nahrung“ zu geben und dann: sich die Frage nach dem „Wozu“, nach dem noch zu gebenden Sinn im Alter zu beantworten. Dem möchte ich im folgenden Beitrag nachgehen.

Inspiriert wurde ich dazu, durch ein Gespräch mit Gerald Hüther im Rahmen meines Podcastes und durch die Lektüre des Buches „Wozu das alles?: Eine philosophische Reise zum Sinn des Lebens“ von Christian Uhle. Ihn werde ich bald im Podcast begrüßen können. Beides hat sich fast zeitgleich gut miteinander verwoben und so sind folgende Gedanken entstanden.

Der Sinn im Alter und das Geheimrezept für unser älter werdendes Gehirn

Mal ehrlich – Haben Sie sich die Frage „Was Ihnen wirklich am Herzen liegt?“ schon einmal gestellt? Was ist Ihre ganz persönliche Herzensangelegenheit? Für wie zentral bedeutsam halten Sie diese Fragen, in Ihrem aktuellen Lebenskontext? Und ist es nicht eine Frage, die wir uns immer wieder im Leben stellen sollte und wieso ist sie so zentral in unserem Leben?

Bei mir ist es auf jeden Fall so, je älter ich werde, desto mehr rückt sie in den Vordergrund. Die Bedeutungszunahme hat bei mir auch damit zu tun, dass mein letzten Lebensdrittel begonnen hat. Mit der näherkommenden Endlichkeit verbinden sich eben manchmal Sätze wie: „Soll das alles gewesen sein“ oder „Was soll noch kommen“ oder „Wozu möchte ich die mir verbleibende Zeit einsetzen?“ Und damit bin ich ganz nah an „Der Sinn im Alter“.

Das Geheimrezept für das Gehirn – sich um etwas zu kümmern

Wie sagt es Gerald Hüther: Unser Gehirn benötigt Nahrung und die beste Nahrung ist es, wenn ich mich berühren lasse, und zwar ganz in meinem Inneren, jenseits des jahrelangen „Funktionierenmüssens“ im Arbeitsleben. Es geht also um die Frage: „Berührt mich in meinem Leben etwas so sehr, dass ich mich tief aus meinem Herzen heraus darum kümmern möchte?“

Das Wort „Hingabe“ ist für Gerald Hüther dabei ganz zentral, da die mit Hingabe verbundenen Emotionen in unserem Gehirn Botenstoffe ausschütten, die das Hirn wiederum benötigt, damit sich neue Nervenverbindungen knüpfen können. In seiner Logik entstehen beim „Kümmern“ Herausforderungen, die Lösungen bedürfen. Die entwickelten und gefundenen Lösungen führen zu einem glücklichen Zustand. Und dieser wiederum fördert die weitere Entwicklung des Gehirns, bis ins hohe Alter.

Wie hat es Gerald Hüther einmal auf einem Vortrag in meinen Berufsanfängen formuliert? Wenn ich als 80 – Jähriger in eine Chinesin verliebt bin, dann bin ich noch in der Lage Chinesisch zu lernen. Die Schlussfolgerung ist für mich daraus, mir die Frage zu stellen, um was oder wen ich mich von Herzen kümmern möchte?

Und was hat es mit dem Sinn im Alter auf sich?

Da kommt dann zumindest in meiner Gedankenwelt die Frage nach dem Sinn ins Spiel. Schon öfter habe ich darüber geschrieben und Altersforscher*innen wie Hans Werner Wahl oder Pasqualina Perrig-Chiello messen diesem Aspekt eine zentrale Bedeutung bei. Durch die Lektüre von „Wozu das alles?“ wurde mir ein neuer Aspekt bewusst, der vielleicht gar nicht überrascht. Auf jeden Fall verbindet er sich gut mit den Gedanken von Gerald Hüther, wenn es um „sich von Herzen kümmern“ geht.

Christian Uhle schreibt in seinen Buch „Wozu das alles?“ folgende Sätze:

„Wenn wir aus Nächstenliebe handeln, sind wir emotional tief involviert, schöpfen daraus Lebenskraft und Orientierung. So wurde auch in zahlreichen Studien nachgewiesen, dass anderen Menschen zu helfen ein zentraler Baustein für die Stärkung des eigenen Sinngefühls ist.“

Und weiter:

„Die Antwort finden wir in unserem Leben. Denn welche Momente geben uns Sinn? Es sind die Erfahrungen, gebraucht zu werden, sich einzubringen, einen Unterschied zu machen. Ein dankbarer Blick. Wir haben etwas bewegt, und sei es ein noch so kleines Teilchen.“

Christian Uhle „Wozu das alles?“.

Das schließt sich der Kreis zum Sinn im Alter

Und es sind doch die Menschen, die den Unterschied machen. Tief in uns haben wir den Wunsch, uns um unseresgleichen zu kümmern. Darin liegt für uns Babyboomer eine riesige Chance. Und noch weiter gefasst für die 19 Millionen über 65-Jährigen in Deutschland. Worum wollen Sie sich kümmern? Für welches soziale Fragestellung können Sie sich begeistern? Oder möchten Sie sich eher im Klimabereich engagieren? Unabhängig von Ihrer persönlichen Präferenz, der Sinn im Alter liegt ganz im Sinne von Christian Uhle in der Nächstenliebe.

Wissen Sie, was Ihre Fähigkeiten und Gaben sind?

Die Methode des Lebensteppich kann Sie dabei unterstützen, dem Sinn im Alter auf die Spur zu kommen. Dabei gehen wir von Ihrem Können, Ihren Fähigkeiten und Ihren Gaben aus. Sie weben sozusagen Ihren ganz persönlichen Fähigkeitsteppich. Dies bildet eine zentrale Grundlage für die Sinnerfüllung im Alter. Im folgenden Podcast können Sie mehr darüber hören. Und bei mir, als zertifizierten Lebensteppichcoach, lässt sich ein Lebensteppich-Coaching buchen.

Foto von Reinhold Silbermann