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Ein umfassender Leitfaden für ein erfülltes Leben jenseits der 55

Die dritte Lebensphase – was bedeutet das eigentlich?

In der modernen Gesellschaft, in der Menschen immer älter werden und dabei oft noch lange Zeit gesund und aktiv bleiben, bezeichnet die dritte Lebensphase die Zeitspanne ab dem 55. Lebensjahr.

In dieser Phase bieten sich neue Chancen und Herausforderungen. Mit einer durchschnittlichen Lebenserwartung von etwa 83 Jahren bei Frauen und 79 Jahren bei Männern beginnt diese Phase für Frauen etwa mit 55,3 Jahren und für Männer mit 52,6 Jahren. Angesichts dieser Statistiken haben Menschen in Deutschland im Alter von 65 Jahren durchschnittlich noch 18 bis 22 Jahre vor sich – Jahre, die Sie aktiv und sinnvoll nutzen können.

Im folgenden Beitrag bekommen Sie zu Beginn eine umfassende Orientierung zur dritten Lebensphase. Danach erhalten zehn konkrete Tipps zur Gestaltung dieser Zeit. 

Die demografische Herausforderung: Langlebigkeit und fehlende Vorbilder in unserer Gesellschaft

Die nächsten Jahre gehen jeden Tag zwischen 2800 – 3500 Menschen in den Ruhestand? 24 Millionen Babyboomer. 2,5 Millionen hochaltrige Menschen (über 85 Jahre alt) – beides Zahlen aus dem Jahr 2021. Wir sind eine langlebige Gesellschaft geworden und dafür gibt es sowohl auf gesellschaftlicher als auch auf individueller Ebene keine echten Vorbilder.

Die demografische Herausforderung: Langlebigkeit und fehlende Vorbilder in unserer Gesellschaft

Die nächsten Jahre gehen jeden Tag zwischen 2800 – 3500 Menschen in den Ruhestand? 24 Millionen Babyboomer. 2,5 Millionen hochaltrige Menschen (über 85 Jahre alt) – beides Zahlen aus dem Jahr 2021. Wir sind eine langlebige Gesellschaft geworden und dafür gibt es sowohl auf gesellschaftlicher als auch auf individueller Ebene keine echten Vorbilder.

Diese demografische Entwicklung stellt unsere Gesellschaft vor neue Herausforderungen. Die steigende Anzahl an Ruheständlern erfordert Anpassungen in der Gesundheitsversorgung, im Wohnungsbau und in der sozialen Infrastruktur. Gleichzeitig bedeutet die längere Lebenserwartung, dass Menschen länger aktiv und produktiv bleiben können – eine Chance, die es zu nutzen gilt. Doch ohne klare Vorbilder und Strategien zur Gestaltung dieser Lebensphase fühlen sich viele Menschen unsicher und unvorbereitet.

Eine der größten Herausforderungen ist es, die Vorstellungen und Strukturen, die auf ein kürzeres Arbeitsleben und eine kürzere Rentenzeit ausgelegt sind, zu überdenken. Es bedarf neuer Modelle der Altersvorsorge, flexibler Arbeitszeitregelungen und einer stärkeren Einbindung älterer Menschen in gesellschaftliche Aktivitäten. Die fehlenden Vorbilder erfordern kreative Ansätze und individuelle Lösungen, um die dritte Lebensphase aktiv und erfüllend zu gestalten.

Doch wie gestalten Sie diese Phase Ihres Lebens? 

In diesem Blogbeitrag möchten wir die verschiedenen Aspekte der dritten Lebensphase beleuchten und Ihnen praktische Tipps geben, wie Sie diese Jahre erfüllend und sinnvoll gestalten können. Dabei lesen Sie konkrete Hinweise und Learnings aus meinen bisherigen Podcastepisoden. Wenn Sie so wollen, ein kleines Zwischenfazit auch für mein eigenes Älterwerden. Sicher werde ich bei Gelegenheit dazu einige O-Töne in einem eigenen Podcast oder Trailer zusammenstellen. Also lade ich Sie ein, die 10 besten Tipps für die dritte Lebensphase auf sich selbst zu übertragen und eigene Schlüsse daraus zu ziehen. Doch was ist eigentlich die dritte Lebensphase genau?

Was ist die dritte Lebensphase?

Die dritte Lebensphase beginnt im Allgemeinen um das 55. Lebensjahr herum und erstreckt sich bis ins hohe Alter ab 85 Jahren (Vierte Lebensphase). Sie ist geprägt von einer Vielzahl an Veränderungen und neuen Möglichkeiten. Diese Phase bietet die Chance, sich neu zu orientieren, sich selbst besser kennenzulernen und die eigenen Lebensziele neu zu definieren. Es ist eine Zeit des Übergangs, in der viele Menschen aus dem Berufsleben ausscheiden und sich neuen Aufgaben und Interessen widmen.

Sicherheit und Wohlstand

Ein wichtiger Aspekt in der dritten Lebensphase ist die finanzielle Sicherheit. Viele Menschen sorgen sich um ihre Rente und die finanzielle Absicherung im Alter. Eine frühzeitige Planung und kluge Entscheidungen in Bezug auf Investitionen und Sparen können dazu beitragen, den Lebensstandard zu halten und finanzielle Sorgen zu minimieren. Zudem können zusätzliche Einkommensquellen, wie Teilzeitarbeit oder selbstständige Tätigkeiten, zur finanziellen Sicherheit beitragen.

Ziele setzen

Die dritte Lebensphase ermöglicht, neue Ziele zu setzen und sich auf Dinge zu konzentrieren, die Ihnen wirklich am Herzen liegen. Diese Ziele können beruflicher Natur sein, wie eine neue Karriere oder die Gründung eines eigenen Unternehmens, oder sie können persönlicher Natur sein, wie das Erlernen einer neuen Fähigkeit oder das Reisen in ferne Länder. Wichtig ist, dass diese Ziele realistisch und erreichbar sind, um das Gefühl der Erfüllung und des Erfolgs zu fördern.

Neuorientierung

Der Übergang in die dritte Lebensphase erfordert oft eine Neuorientierung. Dies kann bedeuten, alte Gewohnheiten und Routinen zu überdenken und neue Wege zu gehen. Dabei ist es hilfreich, sich selbst Fragen zu stellen wie: „Was möchte ich in den kommenden Jahren erreichen?“ und „Welche Träume und Wünsche habe ich bisher nicht verwirklicht?“ Die Antworten auf diese Fragen können als Leitfaden für die persönliche Neuorientierung dienen.

Gleichgesinnte treffen

Soziale Kontakte sind in der dritten Lebensphase von großer Bedeutung. Der Austausch mit Gleichgesinnten kann inspirierend und motivierend wirken. Freundschaften und soziale Netzwerke helfen Ihnen dabei, sich verbunden und unterstützt zu fühlen. Ob durch Teilnahme an Vereinen, Gruppen oder Gemeinschaftsprojekten – der Kontakt zu anderen Menschen bereichert das Leben und fördert das Wohlbefinden.

Berufliche Möglichkeiten

Auch in der dritten Lebensphase gibt es zahlreiche berufliche Möglichkeiten. Viele Menschen entscheiden sich, weiterhin beruflich aktiv zu bleiben, sei es in Teilzeit, als Berater oder in ehrenamtlichen Tätigkeiten. Diese Tätigkeiten ermöglichen nicht nur finanzielle Vorteile, sondern auch eine sinnvolle Beschäftigung und, weiterhin aktiv und engagiert zu sein.

Selbstverantwortung, Proaktivität und Generativität

Die Begriffe Selbstverantwortung, Proaktivität und Generativität sind Schlüsselqualifikationen, die wesentlich zu einer erfüllten dritten Lebensphase beitragen.

Selbstverantwortung

Menschen mit hoher Selbstverantwortung sehen sich nicht als Opfer ihrer Umstände, sondern setzen auf ihre eigene Kompetenz, werden lösungsorientiert aktiv und suchen die Kommunikation mit Nahestehenden. Sie lassen sich nicht von negativen Gefühlen wie Wut, Trauer und Enttäuschung überwältigen, sondern betrachten Krisen und Schicksalsschläge als notwendigen und zu bewältigenden Bestandteil des Lebens. Laut zahlreicher Studien korreliert hohe Selbstverantwortung mit positiver psychischer und physischer Befindlichkeit (Perrig-Chiello, 2008).

Proaktivität

Proaktivität bedeutet vorausdenkendes, überlegtes und antizipativ orientiertes Handeln. Proaktive Menschen planen voraus, nehmen Langzeitperspektiven ein und entwickeln Strategien, um Visionen zu verwirklichen. In der dritten Lebensphase sind proaktive Menschen eher in der Lage, sich anbahnende Veränderungen zu antizipieren und sich darauf einzustellen. Sie sind sich auch potenzieller unvorhersehbarer Veränderungen bewusst und betrachten wichtige Bestandteile des Lebens als kostbares Gut (Perrig-Chiello, 2008).

Generativität

Generativität bezeichnet das Ausrichten des Lebensinteresses auf die nachfolgende Generation. Das Bestreben, etwas zu schaffen, das die eigene Existenz überlebt, und der Wunsch, für andere Menschen von Bedeutung zu sein, haben für Personen in der dritten Lebensphase einen hohen sinnstiftenden Charakter. Generativität erleichtert das Akzeptieren des bisherigen Lebens und gilt als Voraussetzung zur Erlangung einer Ich-Integrität im höheren Alter (Erikson, 1973; Perrig-Chiello, 2008).

Und hier der Podcast dazu:

10 Tipps für die dritte Lebensphase

Halten Sie es für möglich, sich proaktiv auf Ihre eigene dritte Lebensphase vorzubereiten? Diese Tipps für die dritte Lebensphase können Ihnen dabei helfen. Und wussten Sie, dass auf Sie im Schnitt noch 20 – 28 gute Jahre nach dem 60. Lebensjahr warten? Also ist es umso wichtiger, dass wir gegenseitige Hinweise zu Tipps für die dritte Lebensphase geben und voneinander lernen können.

Pionier der dritten Lebensphase werden

1. Tipp – Bereiten Sie sich aktiv vor

Allen voran empfehlen Prof. Hans Werner, Dr. Katharina Mahne und Wolfgang Schiele, sich auf die dritte Lebensphase und den damit verbundenen Ruhestand vorzubereiten. Dies zieht sich bei allem, was ich bisher im Zusammenhang mit Tipps für die dritte Lebensphase erfahren habe, konsequent durch und sollte wirklich mehr Berücksichtigung finden. Und Prof. Eckart Hammer setzt noch einen darauf und spricht davon, dass dies für Männer besonders zentral ist, da bei ihnen die Identifikation mit dem Beruf besonders bedeutsam ist und deshalb die Gefahr einer echten Leere entsteht.

Die üblichen Kompensationsversuche, wie Haus renovieren, Keller ausmisten, den Garten auf Vordermann bringen und versäumte Urlaubsreisen nachzuholen, tragen im besten Fall eine Zeit, doch ersetzen die entstandenen Lücken in der Regel nicht. Wahrscheinlich gibt es genau aus diesem Grund immer mehr Menschen, die Vorträge zum Thema „Übergang in die Rente“ halten oder Ruhestandscoaching anbieten. Aus meiner Sicht hat Wolfgang Schiele dazu ein sehr systematisches Buch geschrieben, das unterschiedliche Anregungen gibt und vielfältige Einflugschneisen bietet. Also erscheint es – ausgehend von dem, was sowohl die Wissenschaft bestätigt als auch die bisherigen Erfahrungen zeigen – für viele Menschen zielführend zu sein, sich auf den Übergang vorzubereiten.

Und die Partnerschaft wird in dieser Zeit ebenfalls vor neue Herausforderungen gestellt. Gilt es doch, die gewonnene gemeinsame Zeit als Paar so zu gestalten, dass die jeweiligen Bedürfnisse gut berücksichtigt werden können. Gerade im Spannungsfeld zwischen Autonomie und Verbundenheit ergeben sich hier interessante Möglichkeiten. Wünschenswert wäre es, wenn hier die Forschung intensiviert werden würde.

Katharina Mahne im Podcast

Wolfgang Schiele im Podcast

2. Tipp – Nehmen Sie Veränderungen an

Besonders beeindruckt hat mich das Gespräch mit Pater Anselm. Er spricht, so würde ich aus heutiger Sicht sagen, über das psychologisch schwierigste Thema in Anbetracht unseres langen Lebens. Vom Annehmen und Loslassen – also einer der essenziellen Tipps für die dritte Lebensphase. Wir können die mit dem Älterwerden verbundenen Veränderungen körperlicher, geistiger und manchmal auch seelischer Couleur nur annehmen lernen.

Manchmal sind die Prozesse schleichend und wir haben ausreichend Anpassungsmöglichkeiten und auch Zeit dafür, doch sie können auch plötzlich über uns hereinbrechen und dann, als Krise erlebt werden. In diesen Jahren geht es nicht mehr um Applaus, Einfluss und Macht, sondern eher um Rückbesinnung, Reflexion des eigenen Lebens und um die Entdeckung neuer Sinnmöglichkeiten. Annehmen steht dabei ebenfalls im Fokus. Generativität kann dabei eine wichtige Rolle spielen.

Und dann ist da das Loslassen. Ja, es ist wirklich unser letztes Lebensdrittel, es geht auf das Ende, auf das Sterben zu. Wie sagt der Volksmund: „Die Einschläge kommen näher“ und unser geübtes Prinzip der Verdrängung funktioniert weniger und weniger. Sowohl Pater Anselm als auch Dr. Ina Schmidt geben dazu Hinweise und empfehlen, mit Vertrauten und Freunden zu sprechen und dabei die möglichen Ängste in den Blick zu nehmen. Wie oft höre ich in meinem Umfeld, dass die Eltern meiner Freunde eher nicht über diese letzte Lebensphase sprechen wollen. Dabei kann es sehr sinnvoll sein, über die eigene Vorstellung zur Beerdigung und zur Trauerfeier in den Austausch zu gehen.

Anselm Grün im Podcast

3. Tipp – Bewegen Sie sich 

Tipp 3 unter den Tipps für die dritte Lebensphase dürfte Ihnen allen bekannt sein. Bewegung ist das ganze Leben über das A und O für Wohlbefinden und Gesundheit. Kennen Sie das Gefühl, wenn Sie sich nach der Arbeit von der Couch aufgerafft und noch mal eine Runde gedreht haben – spazieren gehend oder joggend? Das ist einfach gut, die leichte oder stärkere Anstrengung, die frische Luft, die unser Gehirn frei bläst. Danach fühlen wir uns schlichtweg besser. Punkt.

Die Beweglichkeit im Alter ist die Voraussetzung für Lebensqualität und Eigenständigkeit. Wer wünscht sich von uns nicht, bis in höhere Alter mobil zu sein? Ingo Froböse – als Sport- und Präventionswissenschaftler – macht im gemeinsamen Podcast deutlich, dass es oft der kleine Umweg ist, das Treppensteigen, die Gartenarbeit, die 10.000 Schritte über den Tag verteilt, die den Unterschied machen.

Doch neben der Ausdauer scheint es auch sinnvoll zu sein, etwas für den Muskelerhalt zu tun. Ruhig mal eine Kiste tragen, das Holz klein machen oder auch zu Hause mit einem Theraband Kräftigungsübungen einbauen. Die Möglichkeiten sind vielfältig. Und für alle Jüngeren, die vielleicht meinen Podcast hören oder diesen Beitrag lesen, hat Ingo Froböse auch einen Tipp: Die Gesundheit sollte so früh wie möglich im Leben eine entscheidende Rolle spielen. Je früher sich die Menschen darum kümmern, desto größer die Wahrscheinlichkeit, sich über 60 noch guter Gesundheit zu erfreuen.

Podcast mit Ingo Froböse

4. Tipp – Entspannen Sie sich aktiv

Genauso wichtig wird über 60 Jahren neben der körperlichen Betätigung auch die Entspannung. Ingo Froböse betont dies in unserem Gespräch mehrfach. Wieso? Durch unsere Leistungsgesellschaft sind wir auf immer weiter, höher und schneller programmiert. Phasen der bewussten Entspannung und Regeneration kommen dabei zu kurz. Unter den Tipps für die Lebensphase scheint dieser Hinweis des Wissenschaftlers besonders wichtig zu sein, da Regeneration eine wichtige Präventionsfunktion hat und auch länger benötigt. Es geht also um eine gute Balance zwischen sich bewegen und sich entspannen.

In diesem Zusammenhang ist mir der Begriff „Zeitsouveränität“ zentral wichtig. Mit meiner Zeit autonom und in selbsttätiger Souveränität umgehen. Alles verbunden mit dem Gefühl: „Ich muss nicht mehr“ – ich kann, wenn ich mich dafür entscheide. Viele Menschen beschreiben, dass der latente Druck durch das Arbeitsleben wegfällt und sich durch die Möglichkeit, frei zu entscheiden, wie, wo und wie viel ich mich einbringe, eine besondere Freiheit verbunden mit Zeitwohlstand einstellt. Wer sich mehr mit dem Thema beschäftigen möchte, dem empfehle ich das Buch „Zeitwohlstand für alle“ von Stefan Boes.

5. Tipp – Ernähren Sie sich nach der lustvollen Ernährungskompetenz

Lustvolle Ernährungskompetenz, diesen Begriff hat Prof. Christoph Klotter (leider viel zu früh verstorben), ein Ernährungspsychologe aus Fulda, geprägt. Gerade die Zeit des Älterwerdens ermöglicht in diesem Zusammenhang, auf die Ernährung wieder mehr einen Fokus zu legen. Es ist einfach wieder mehr Zeit da, bewusster wahrzunehmen, was Sie gerne essen, welche Nahrungsmittel gut für Sie sind. Dies ist die Voraussetzung für die lustvolle Ernährungskompetenz. Wann sind Sie das letzte Mal gemeinsam mit Ihrer Partnerin oder Ihrem Partner einkaufen gegangen und haben dann zusammen gekocht? Auch im Kontext der Ernährung für sich Sorge zu tragen, trägt zum Wohlfühlen bei und das Besondere am Konzept von Christoph Klotter ist, dass auch die „kleinen“ Sünden erlaubt sind. Dogmatismus in jeglicher Form passt aus seiner Sicht nicht zu einer lustvollen Ernährungskompetenz. Und einen weiteren Aspekt finde ich wichtig: Ein Body-Mass-Index zwischen 25 und 30 ist im Alter über 60 nach Christoph Klotter vollkommen okay. Er hält es im Alter für gut, wenn der Körper auch vom Gewicht her eine gewisse Substanz hat.

Christoph Klotter im Podcast

6. Tipp – Treffen Sie sich mit Freunden und Bekannten

Gerade in der Corona-Pandemie haben wir alle, ganz unabhängig von unserem Alter, erlebt, wie zentral bedeutsam soziale Beziehungen bzw. Freundschaften sind. Silbernetz – eine Telefonmöglichkeit für Menschen über 60 Jahre gegen die Einsamkeit, gegründet von Elke Schilling, hatte nicht umsonst eine Verdopplung der Anrufe während der ersten beiden Lockdowns.

Auch der Soziologe Martin Schröder betont in unserem Gespräch, wie Freundschaft zur Zufriedenheit beiträgt, und zwar gleichbleibend durch alle Lebensphasen hindurch. Eine Anzahl mehr als fünf Freunde verändert dabei nichts maßgeblich am Zufriedenheitsempfinden. Wie viele Freunde haben Sie aktuell? Zu welchen Menschen in Vereinen oder im Rahmen Ihrer Hobbys haben Sie intensiveren Kontakt? Sind Sie zufrieden mit Ihrem sozialen Umfeld?

Nach dem Berufsleben fallen natürlicherweise viele soziale Beziehungen weg, die sich durch die Arbeit ergeben haben. Frauen haben im Vergleich zu Männern eher stabilere und umfangreichere persönliche Netzwerke. Beim Älterwerden kann es deshalb sinnvoll sein, sich auch mit jüngeren Menschen zu befreunden, denn je älter Sie werden, desto größer die Gefahr, dass gleichaltrige Menschen sterben und sich das persönliche Netzwerk reduziert.

Zudem sind wir Menschen seit jeher sozialen Wesen. Unser Gehirn schüttet Botenstoffe aus, die in uns Wohlgefühle auslösen und helfen, Stress abzubauen, wenn wir in Kontakt mit Menschen sind. Das Spannungsfeld zwischen der Verbindung mit anderen und unserem Autonomiebedürfnis regt uns in der Gemeinschaft mit anderen an.

Elke Schilling im Podcast

Martin Schröder im Podcast

7. Tipp – Lernen Sie immer wieder neues

Unser Gehirn ermöglicht es, Neues zu lernen und das bis zu unserem Tod. Wie sagt es Gerald Hüther gerne in seinen Vorträgen: „Wenn ich als 80-Jähriger in eine Chinesin verliebt bin, kann ich auch noch Chinesisch lernen.“ Und bei meiner Oma habe ich erlebt, dass sie im Alter von über 80 Jahren immer noch Volkshochschulkurse zu Sprachen und Literatur besucht hat. Dieses Training hat sie auch geistig und mental fit gehalten und sie hatte dazu soziale Ansprache durch die anderen Teilnehmenden. Menschen sind von Grund auf neugierig, sie wollen kleinere und größere Abenteuer wagen. Und gerade im Erlebnis, wieder etwas gemeistert zu haben, stellt sich Lebensfreude und Selbstbewusstsein ein.

Wie oben schon beschrieben, sind wir eine langlebige Gesellschaft geworden. Wir bleiben bis ins hohe Alter gesünder und fühlen uns leistungsfähiger. Vor diesem Hintergrund nehmen Firmengründungen von Menschen über 60 Jahren langsam doch stetig zu, wie neueste Zahlen zeigen. Dabei werden oftmals unbekannte Felder bestellt und die 70-jährige Seniorin baut eine Agentur für Online-Seminare auf.

Gerald Hüther im Podcast

8. Tipp – Engagieren Sie sich sinnvoll

Bei meinem letzten „Learning“ möchte ich alle Menschen in der dritten Lebensphase, wie zu Beginn, wieder persönlich ansprechen. Haben Sie sich schon einmal gefragt, was Ihre Gaben, Talente und Fähigkeiten sind, die Sie im Laufe des Lebens erworben haben? Können Sie spontan drei bis fünf Ihrer Talente benennen? Oder braucht es doch ein wenig Zeit, diesen auf die Spur zu kommen? Es ist auf jeden Fall sinnvoll, wenn es darum geht, etwas Sinnvolles schaffen zu wollen, sich genau darüber mehr Bewusstheit zu verschaffen.

Die Generativität, also das eigene Ausrichten des Lebensinteresses auf die nachfolgende Generation, verbunden mit dem Wunsch, etwas zu schaffen, das die eigene Existenz überlebt, sowie das Bestreben, für andere Menschen von Bedeutung zu sein, hat für Sie und mich besonders in der dritten Lebensphase einen hohen sinnstiftenden Charakter.

Dieser Sinnstiftungsprozess wird dadurch verstärkt, wenn er auf den eigenen Talenten und den mit ihnen verbundenen Werten aufbaut. Tamara Dietl hat es in unserem Gespräch vor dem Hintergrund der aktuellen Klimakrise auf den Punkt gebracht, in dem sie sinngemäß sagte: „Als Babyboomer haben wir in den vergangenen Jahrzehnten die Fähigkeiten erworben, gesellschaftliche Prozesse zu gestalten. Wieso setzen wir sie nicht für das überlebenswichtige 1,5-Grad-Ziel ein und springen damit verantwortlich der jungen Generation bei?“

Sinnvolles tun, die Frage danach wird für Sie auch deshalb so bedeutsam, da der Sinnbereich der Arbeit eben wegfällt. Und wenn Sie dies bewusst reflektieren, hat dieser Teil in Ihrem Leben sicher mehr als die Hälfte Ihrer Zeit bestimmt. Was soll an diese Stelle treten? Wie beabsichtigen Sie diesen Sinnbereich auszugleichen? In meinem Podcast werde ich auf jeden Fall versuchen, auch in dieser Hinsicht weiter Anregungen zu geben. Also abonnieren Sie ihn gerne! Im Laufe der Zeit werden noch weitere Tipps für die dritte Lebensphase dazukommen.

9. Tipp – Sichern Sie Ihre Finanzen und Ihren Wohlstand

Eine solide finanzielle Planung ist entscheidend, um die dritte Lebensphase sorglos genießen zu können. Überprüfen Sie regelmäßig Ihre Finanzen und passen Sie Ihre Pläne an veränderte Lebensumstände an. Sprechen Sie gegebenenfalls mit einem Finanzberater, um sicherzustellen, dass Sie gut abgesichert sind und Ihre finanziellen Ziele erreichen können. 

Es ist auch empfehlenswert, sich regelmäßig über Finanzplanung zu informieren und gegebenenfalls professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. In meinem Podcast wird es eine spezielle Episode zu diesem Thema geben, in der Experten wertvolle Tipps und Strategien für die finanzielle Sicherheit in der dritten Lebensphase vorstellen.

Die richtige Planung Ihrer finanziellen Zukunft kann verhindern, dass Sie in unerwartete finanzielle Engpässe geraten. Dazu gehört auch das Erstellen eines detaillierten Budgets, das Ihre Einnahmen und Ausgaben berücksichtigt, sowie die Überprüfung und Anpassung Ihrer Investitionsstrategien entsprechend den Marktentwicklungen und Ihrer persönlichen Bedürfnisse. Ein Finanzberater kann Ihnen helfen, Ihre Ziele zu definieren und einen maßgeschneiderten Plan zu erstellen, der Ihre finanziellen Ressourcen optimal nutzt und Ihr Risiko minimiert.

10. Tipp – Schöpfen Sie berufliche Möglichkeiten aus

Auch im Ruhestand gibt es viele Möglichkeiten, beruflich aktiv zu bleiben. Überlegen Sie, ob eine Teilzeitbeschäftigung, freiberufliche Tätigkeiten oder ehrenamtliche Arbeit für Sie infrage kommen. Diese Tätigkeiten ermöglichen nicht nur finanzielle Vorteile, sondern auch, weiterhin aktiv und engagiert zu bleiben und Ihr Wissen und Ihre Erfahrung weiterzugeben. 

Ein besonders inspirierender Ansatz für berufliche Möglichkeiten im Ruhestand kommt von Ralf Sange, der ein Netzwerk für ältere Gründer aufgebaut hat, die soziale Unternehmen gründen. In meinem Podcast ist Ralf Sange mit seinen Ideen und Hinweisen zuhören. Wir sprechen gemeinsam über die Chancen und Herausforderungen des Unternehmertums in der dritten Lebensphase. Zusätzlich spreche ich mit Margaret Heckel, Autorin des Buches „Der Weg in den Unruhestand: 44 Jobideen für eine entspannte zweite Lebenshälfte“, über innovative Berufsideen für die Zeit nach dem traditionellen Berufsleben​.

Ralf Sange im Podcast

Margaret Heckel im Podcast

Also werden Sie zur Pionierin und zum Pionier Ihrer dritten Lebensphase!

Die dritte Lebensphase bietet Ihnen eine einzigartige Gelegenheit, das Leben neu zu gestalten und die gewonnenen Jahre aktiv und sinnvoll zu nutzen. Mit den richtigen Strategien und einer positiven Einstellung können diese Jahre zu den besten Ihres Lebens werden. Nehmen Sie die Herausforderung an und gestalten Sie Ihre dritte Lebensphase nach Ihren eigenen Vorstellungen und Wünschen.

Und was sind vor dem Hintergrund Ihrer eigenen Erfahrungen Ihre Tipps für die dritte Lebensphase? Schreiben Sie mir gerne. Und noch wichtiger: Geben Sie bitte die Tipps für die dritte Lebensphase weiter!!!

Quellen

  1. Perrig-Chiello, P. (2008). In der Lebensmitte. Neue Zürcher Zeitung.
  2. Froböse, I. (2020). Bewegung im Alter. Köln: Deutscher Ärzteverlag.
  3. Klotter, C. (2019). Ernährungspsychologie: Warum wir essen, was wir essen. Springer.
  4. Boes, S. (2017). Zeitwohlstand für alle: Wie wir uns Zeit schenken können. München: Oekom Verlag.

Externe Links:

  1. Zeitwohlstand für alle – https://www.oekom.de/buch/zeitwohlstand-fuer-alle-9783865818556
  2. Silbernetz – https://silbernetz.de
  3. Ralf Sange – https://www.seniorenwirtschaft.de/
  4. Margaret Heckel – https://www.margaretheckel.de/