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Künstliche Intelligenz und echtes Leben: Wie KI unser Älterwerden beeinflusst
Die Vorstellung, mit einer Maschine zu sprechen, war lange Zeit Science-Fiction. Doch heute ist es Realität: Millionen Menschen weltweit kommunizieren täglich mit künstlicher Intelligenz (KI). Sie lassen sich Texte schreiben, Fragen beantworten oder gar in emotionalen Gesprächen trösten. Aber was bedeutet diese Entwicklung für unser Älterwerden? Welche Chancen und Risiken birgt KI für Menschen jenseits der 60?
In einer neuen Folge von Gelassen älter werden spricht Bertram Kasper mit dem Philosophen Christian Uhle darüber, wie KI unser Leben verändert, wie sie unterstützen kann und wo wir kritisch bleiben sollten.
Muss ich mich mit KI beschäftigen?
Viele Menschen der Generation 60+ sind skeptisch gegenüber neuer Technologie. Doch Christian Uhle macht deutlich: Auch wer sich aktiv gegen KI entscheidet, kommt um ihren Einfluss nicht herum. KI steckt bereits in medizinischer Forschung, in digitalen Assistenzsystemen und in vielen alltäglichen Abläufen. Neue Medikamente, moderne Diagnostik oder optimierte Pflegeeinrichtungen basieren zunehmend auf KI-Technologien. Die Frage ist also nicht, ob KI unser Leben beeinflusst, sondern wie wir sie sinnvoll nutzen können.
„Wir erleben eine Entwicklung, die historisch einzigartig ist. Noch nie zuvor haben wir mit nicht menschlichen Systemen auf eine derart natürliche Weise kommuniziert“, sagt Christian Uhle.
KI als Helfer im Alltag: Was kann sie für uns tun?
Künstliche Intelligenz kann in vielerlei Hinsicht den Alltag erleichtern, besonders für ältere Menschen:
- Gegen Einsamkeit: KI kann Gespräche simulieren, Fragen beantworten und als eine Art „Gesellschaft“ dienen. Gerade für Menschen, die isoliert leben, könnte dies eine Unterstützung sein. Doch Vorsicht: Es bleibt eine Simulation – echtes menschliches Miteinander kann sie nicht ersetzen.
- Alltagserleichterung: Sprachgesteuerte Assistenten helfen beim Erinnern an Termine, beim Einkaufen oder sogar bei technischen Fragen wie der Nutzung eines Smartphones.
- Gesundheitsunterstützung: KI kann präventive Gesundheitsmaßnahmen unterstützen, Ernährungstipps geben oder durch personalisierte Bewegungsprogramme helfen, fit zu bleiben.
- Sicherheit im eigenen Zuhause: Smarte Systeme können Unfälle verhindern, indem sie beispielsweise registrieren, ob jemand gestürzt ist, und automatisch Hilfe rufen.
Ein KI-Coach für den Ruhestand?
Der Übergang in den Ruhestand ist für viele Menschen eine Herausforderung. Struktur bricht weg, soziale Kontakte verändern sich, das Gefühl des „Gebrauchtwerdens“ kann schwinden. Könnte KI hier eine Hilfe sein? Tatsächlich gibt es bereits erste Anwendungen, die Menschen in Umbruchphasen unterstützen. Sie helfen, Ziele zu setzen, neue Routinen zu entwickeln oder Struktur in den Alltag zu bringen.
„Die Zukunft ist nicht vorherbestimmt – sie ist gestaltbar. Die Frage ist: In welcher Welt wollen wir leben?“ betont Christian Uhle. Eine KI, die uns motiviert und an Pläne erinnert, könnte für viele eine wertvolle Begleitung sein.
Digitale Unsterblichkeit? Wenn Stimmen weiterleben!
Eine der wohl umstrittensten Entwicklungen ist die Möglichkeit, Verstorbene digital zu simulieren. Künftige Technologien könnten es erlauben, per Videocall mit einem verstorbenen Ehepartner zu sprechen – basierend auf gespeicherten Sprachmustern und Charakteranalysen. Eine emotionale Unterstützung oder ein Trugbild?
Uhle sieht darin eine tiefgreifende ethische Frage: „Wir alle sprechen mit unseren Verstorbenen in Gedanken. Doch KI geht weiter – sie simuliert Interaktionen, die so nie stattgefunden haben. Ob das tröstend oder befremdlich ist, muss jeder für sich entscheiden.“
Hilfe oder Abhängigkeit? Chancen und Risiken
KI kann unterstützen, aber sie kann auch zur Abhängigkeit führen. Was passiert, wenn wir uns immer mehr darauf verlassen, dass eine Maschine unsere Probleme löst? Und wie stellen wir sicher, dass der menschliche Kontakt nicht verloren geht?
Hier sind drei Fragen, die sich jeder stellen sollte, bevor er KI in seinen Alltag integriert:
- Ersetzt KI eine echte menschliche Beziehung – oder ergänzt sie sie nur?
- Bringt sie mir echten Mehrwert, oder nehme ich mir dadurch eigene Denkarbeit ab?
- Wie viel Kontrolle habe ich noch über mein eigenes Leben, wenn ich mich auf KI verlasse?
„KI kann eine Bereicherung sein, aber sie sollte niemals unsere Autonomie untergraben“, fasst Uhle zusammen.
Fazit: KI bewusst und sinnvoll nutzen
KI wird unser Leben verändern – und das nicht nur für jüngere Generationen. Wer sich damit auseinandersetzt, kann ihre Vorteile gezielt nutzen, ohne ihre Risiken zu ignorieren. Die zentrale Frage bleibt: Wollen wir Technik, die uns unterstützt – oder Technik, die unser Leben übernimmt?
Zum Weiterlesen & Weiterdenken:
Hier habe ich mit Christian Uhle über den Sinn im Alter gesprochen. Grundlage war sein Buch „Wozu das alles?“
Bertram Kasper ist Podcaster, Blogger, Autor, Speaker, Altersstratege und wird gerne als Visionär in Sachen Älterwerden bezeichnet. Ihm ist es ein Anliegen, mit seinem Podcast, seinem Magazin und mit seinen Vorträgen einen differenzierten Blick auf das Älterwerden zu werfen.
Hier auf seiner Internetseite können Sie seinen Podcast hören, in seinem Magazin lesen und ihn für Vorträge buchen.