06421163565

Seit vielen Jahren verfolge ich die Zukunftsforschung von Matthias Horx. Gerade habe ich von ihm bzw. seinem Zukunftsinstitut die beiden Veröffentlichungen „Pro Aging“ und „Lebensstile 2020“ gelesen. Beide Publikationen stellen die Grundlage für diesen Beitrag dar. Es geht vereinfacht gesagt um die neuen Alten.

Die Vision einer Pro Aging Gesellschaft

Schon mehrfach habe ich davon geschrieben oder in meinen Podcast „Gelasssen älter werden der 60 + Podcast“ gesagt, dass mich die Vision einer Pro Aging Gesellschaft antreibt. Wir sollten anerkennen, dass bei einer älter werdenden Gesellschaft die Menschen in der dritten Lebensphase jenseits der 60 Jahre einen anderen Stellenwert bekommen müssen. Es braucht als Pioniere und Pionierinnen unter den neuen Alten, die ein neue Mindset etablieren:

„Um diese Vision Wirklichkeit werden zu lassen, braucht es ein neues kollektives Mindset. Anstatt sich die „alternde Gesellschaft“ als apokalyptische Vergreisung – „Methusalem-Komplott“ (Frank Schirrmacher) – oder als Marktplatz für neue „Silver Services“ vorzustellen, gilt es den Blick zu weiten für die Möglichkeit einer anderen Gesellschaft, in der die „Alten“ eine neue, tonangebende Rolle spielen. Nicht als möchtegernjugendliche „Forever Youngsters“. Sondern als selbstbewusst alternde Free-Ager, die ihre wertvollen Qualitäten zum Wohl aller einbringen können. Die Rahmenbedingungen für eine solche nächste Gesellschaft zeichnen sich bereits ab.“

Aus Pro-Aging – Die Alten machen uns jung – Zukunftsinstitut

Neue Lebensstile zum älter werden

Doch was sind die konkreten Lebenseinstellungen und Lebensbedürfnisse der neuen Alten. Und welche Wünsche haben sie bezogen auf ihre ganz persönliche dritte Lebensphase. Wie möchten sie älter werden? Dazu geben unterschiedliche Studien Hinweise. Eine davon ist die Lebensstil Studie 2020 vom Zukunftsinstitut. Auf diese will ich jetzt genauer eingehen. Die zentralen Lebensstile im Alter zwischen 55 – 80 sind die Free Ager, die Golden Mentoren und die Forever Youngster. Dabei wird deutlich, dass in ihnen das „angereicherte Lebens- und Weltwissens der Alten“ zum Vorschein kommt.

„Wiederentdeckung der Altersweisheit“

„Die Pro-Aging-Gesellschaft lebt von der Aufwertung und Wiederentdeckung der Altersweisheit, von der Anzapfung des krisenerprobten, mit existenzieller Erfahrung angereicherten Lebens- und Weltwissens der Alten. Auch die Free-Ager von morgen sind keine „alten Alten“, sondern eine Innovationsquelle zweiter Ordnung: Befreit von der traditionellen Alters-Verkrustung und von der aktuellen Jugend-Fixierung, können sie neue Wege in die Zukunft weisen, bei denen der Reichtum der Vergangenheit nicht ausgeklammert, sondern konstruktiv remodelliert wird.“

Aus Pro-Aging – Die Alten machen uns jung – Zukunftsinstitut

Free Ager – Megatrend Silver Society

Schauen wir uns die einzelnen Lebensstile der neuen Alten etwas genauer an. Beginnen wir mit den Free Agern. Die Kerngruppe zwischen 50 – 64 Jahren umfasst ca. 2,5 Millionen Menschen in Deutschland. Davon sind 45% männlich und 55% weiblich. 91% der Free Ager bezeichnen sich als Optimisten.

Ein eher „alterloses“ Mindset prägt die Free Ager. Den Menschen in diesem Alter geht es um Gelassenheit, um den Einklang von Körper und Seele, die sich aus der eigenen Lebenserfahrung und Lebensweisheit speist. Und dieser Lebensstil ist unter den älteren Menschen eine Avantgarde. Den Free Agern geht es darum positiv gestimmt, optimistisch und mit Lebensfreude die Schönheit des Alterns zu zelebrieren. Sie sehen das Alter eher als Privileg und Chance für eine gute Zeit.

Ihr Fokus ist die Selbstkompetenz verbunden mit innerer Kraft und Lebens- und Selbstzufriedenheit. Sie sind so etwas wie der Ruhepol in der Gesellschaft und springen nicht auf jeden neuen Trend. Familie ist ihnen wichtig. 69% der Free Ager haben Kinder.

Die Free Ager haben ein Bdürfnis nach:
  • Aufgeschlossenheit gegenüber der Welt und allem was beachtenswert ist – Bedürfnis ist, das ihm bei dieser Haltung mit Respekt begegnet wird
  • überhaupt ein großes Bedürfnis nach respektvollen und partnerschaftlichen Umgang
  • einem ausgeglichenen Inneren, Wohlbefinden und Ruhe
  • Freiheit und Raum für die eigenen Interessen
  • Kontakt und Zeit mit der Familie und dem Partner
  • Rat gefragt zu werden, verbunden mit dem Bedürfnis ihren Kindern und Enkeln ihr Allgemeinwissen und ihre gesammelte Lebensweisheit weiter zu geben
  • intensivem Austausch mit anderen Free Agern
  • kulturellem Leben – 83 % sprechen davon
  • Natur und Garten
  • Bewegung und Aktivität, jedoch ohne sportliche Ambitionen
  • Regionalität und den damit verbundenen Produkten
  • ehrenamtlichen Engagement, doch eher informell, wenn er einen Bedarf sieht – eher weniger Bedürfnis nach „Ämtern“
  • Sicherheit und Einfachheit (kein Luxusmensch)
älter werden
Golden Mentoren – Die Bildungsmenschen

Die Golden Mentoren – Megatrend Wissenskultur und Silver Society

Zur Kerngruppe der Golden Mentoren gehören ca. 5 Millionen Menschen im Alter zwischen 55 – 79 Jahren. 52% sind männlich und 48% weiblich. 74 % sind verheiratet und 83% haben Kinder.

Sie pflegen einen Lebensstil der Reife und der Lebensweisheit im Un-Ruhestand. Menschen dieser Gruppe informieren sich mehrmals am Tag über die neusten Nachrichten, um die aktuellen Diskurse in der Gesellschaft zu kennen und sich dazu eine Meinung zu bilden. Golden Mentoren schätzen gute Bildung, ein kulturelles Leben und gehen diszipliniert und pflichtbewusst durch das Leben. Sie treffen Entscheidungen mit Vernunft und sorgen für ihre finanzielle Unabhängigkeit, um sich ihre Selbständigkeit zu erhalten. Sie sind echte Familienmenschen und verbringen gerne und viel Zeit mit ihrem Partner.

Älter werden als ständige geistige Weiterentwicklung

Ihre Haltung ist: Lernen ein Leben lang und ständige intellektuelle Weiterentwicklung. Dabei treibt sie eine tiefgreifende Motivation und eine ausgeprägte Neugier. Studieren in der Rentenzeit ist keine Seltenheit.

Golden Mentoren arbeiten gerne noch weiter. Sie genießen dabei die Zeitsouveränität des Älterwerdens, da sie nicht mehr arbeiten müssten. Golden Mentoren sind ehrenamtlich deutlich engagierter als andere Lebensstile der Generation der über 60-jährigen. Sie lassen sich dabei von einem Wunsch nach Generativität leiten. Sie wollen etwas an nachfolgende Generationen weitergeben.

Die neuen Alten sind Rebellen gegen das aktuelle System des Alterns

Mit dem Älterwerden verbinden die Golden Mentoren eine Zeit der Aktivitäten, sie wollen noch etwas erreichen, zu etwas gut sein, einen Beitrag leisten. Und sie wollen ihr Leben genießen, Kultur und Reisen gehören dazu, genauso wie der Wunsch nach intensiver Zeit mit der Familie, den Enkeln und ihrem Partner.

Die Golden Mentoren haben ein Bedürfnis nach:
  • Information und das Verstehen von Zusammenhängen
  • Neuem, Innovation, Bildung und Konsum
  • Aktivität und Tätigkeit, auch beruflich bzw. ehrenamtlich
  • Lernen auch in den Bereichen Kunst, Kultur und anderen Ländern
  • sozialen Beziehungen insbesondere zum Partner und zur Familie
  • „Lebensweisheit“ – vor allem die eigene – weiter zu geben.

Forever Youngster – Megatrend Gesundheit

Zur Kerngruppe der Forever Youngster gehören ca. 2,2 Millionen Menschen zwischen 60 – 79 Jahren. Davon sind 35% männlich und 65% weiblich. 63 % sind verheiratet und 79% haben Kinder.

Die Grundüberzeugung der Forever Youngster ist: Jeder kann und sollte etwas für seine Gesundheit tun, um im Alter noch gut dazustehen und der Gesellschaft nicht zur Last zu fallen. Ihr Lebensziel ist es, so lange wie möglich gesund zu bleiben und deshalb kümmern sie sich stark um ihre Gesundheit: Zentrales Ziel: Die eigene Gesundheit bewahren.

Gesundheit als Selbstverwirklichung

Sie sind als Gruppe eine Art Vorbote welchen Stellenwert die individuelle Gesundheitsvorsorge in unserer Gesellschaft haben wird. Dazu gehört für sie sowohl die körperliche, als auch die geistig-seelische Gesundheit. Gesundheit und Gesunderhaltung ist für die Forever Youngster eine Form der Selbstverwirklichung.

Vor diesem Hintergrund ist dieser Lebensstil schon jetzt ein wichtiger Konsument für die Gesundheitsindustrie. Dazu gehört auch immer mehr die Vermessung der eigenen Gesundheit durch entsprechende technische Hilfsmittel.

Für sie ist älter werden eher negativ besetzt, da sie aktiv dagegen ankämpfen, um lange möglichst jung auszusehen – gleichzeitig verstehen sie jedoch, wie viele Jahre sie noch vor sich haben, die sie möglichst gesund verbringen möchten. Auf den Punkt gebracht lässt es sich so formulieren: Auch wenn die Orientierung an Jugendlichkeit als Gesundheitsideal keine progressive Haltung in der Gesellschaft darstellt, weil sie das Altern als natürliches Phänomen nicht anerkennt, gehört der Lebensstil doch zu einer der neu entdeckten Möglichkeiten für ältere Menschen, das Leben nach der Rente aktiv und selbstbestimmt zu gestalten.

Um in den gesundheitsförderlichen Trends immer aktuell zu sein, informiert sich der Forever Youngster umfänglich und auch in unterschiedlichen Medien. Dabei erweitert er stetig und konsequent sein Wissen.

Gesundheit als Lifestyle: Bewegung und Sport, gutes Essen, slow food und seelisches Wohlbefinden, Balsam und Wellness für Körper und Seele.

Die Forever Youngster haben ein Bedürfnis nach:
  • Optimierung der eigenen Gesundheit
  • immer neuen Möglichkeit und damit das Bedürfnis nach Informationen nach neuen Trends (Produkte und Dienstleistungen)
  • jung und gesund sein
  • hochwertigen Produkten, die dann in der Vorstellung auch besser wirken
  • vielen gesunden Jahren im Alter

Inzwischen konnte ich mit Matthias Horx einen Podcast aufnehmen. Hier können Sie ihn hören! So ist es mögliche ihn im Original zu lauschen.

Jetzt sind Sie daran…

Ein kleinen Aufgabe für alle die mögen: Haben Sie sich schon einmal gefragt, welcher Lebensstil der dritten Lebensphase am besten auf Sie zutrifft? Gehen Sie einfach die Beschreibungen Schritt für Schritt durch und beziehen Sie besonders die dargestellten Bedürfnisse mit ein.

Ich selbst ordne mich eher in den Bereich der Free Ager und der Golden Mentoren ein. Die Forever Youngster sind mir von der Tendenz, doch zu sehr von einer Jugendlichkeit geprägt. Für mich selbst ist es eher bedeutsam, das eigene Älterwerden proaktiv anzunehmen und mich auch mit dem Annehmen der Veränderungen positive auseinanderzusetzen, als dagegen “anzukämpfen“.

Wie fällt Ihr Fazit aus? Schreiben Sie mir gerne!

Literatur: Lebensstile 2020, Zukunftsinstitut 2020 und Pro-Aging – Die Alten machen uns jung, Zukunftsinstitut 2016