Transformationsprozesse oder Übergänge im Leben werden oft als Herausforderung erlebt. Manchmal mit ungewissem Ausgang. Die Entwicklungspsychologie des Erwachsenenalters hat die dritten Lebensphase als genau solch einen Übergangsprozess ausgemacht. Die Veröffentlichungen in diesem Bereich haben in den letzten drei Jahren zu genommen (siehe Links unten). Ausgehend vom Renteneintritt der geburtenstarken Babyboomer sind Ideen für den Ruhestand gefragt.

Ideen für den Ruhestand reifen nach und nach

Ich gehöre mit Jahrgang 62 zur Generation der Babyboomer und bin rein rechnerisch seit 5,7 Jahren im letzten Lebensdrittel angekommen. Heute möchte ich darüber schreiben, wie es mir mit dem Prozess des Älterwerdens geht. Den ersten richtigen Dämpfer habe ich mit 44 bekommen. In diesem Jahr bin ich meinen letzten Marathon gelaufen. Nachtmarathon in Marburg. Mit einem Freund habe ich dafür trainiert. Wir kamen in manchem Wochen auf 140 km. Also morgens und abends einen Lauf und das an 6 Tagen die Woche. Wir waren richtig fit und wir hatten uns als Ziel gesetzt eben nicht nach Kilometer 30 so richtig einzubrechen. Wir wollten zuzulegen und den Kilometerschnitt zu steigern.

Aufgegangen – der schnellste zweite 21 km Schnitt

Und tatsächlich – ich konnte zulegen. Die zweite Hälfte des Nachmarathons absolvierte ich knapp 15 Minuten schneller als die ersten 21 km. Das sind fast 45 sec. pro Kilometer. Ich flog fast und hatte einen Flow wie selten beim Laufen. Das ich dieses Ziel so erreichen konnte, freute mich sehr. So circa ein halbes Jahr später wurde bei mir ein Meniskusriss festgestellt und an Laufen war nicht mehr zu denken. Auch eine Operation veränderte die Situation nicht wirklich. Und was sollte ich jetzt tun als echter Lauf- und Bewegungsjunkie und das seit meinem 16sten Lebensjahr? Ein Schock. Klar, ich fiel in ein echtes Tief und wusste nicht, wie ich mit diesem ersten Zeichen des Älterwerdens umgehen sollte. Also war ein Transformationsprozess angesagt.

Sich neu ausrichten

Eine sportliche Neuausrichtung war gefragt. Ein Umgang mit dieser körperlichen Einschränkung und das bei ähnlicher Bedürfniserfüllung-Bewegung, Sport, sich spüren und auspowern, schwitzen. Ein Kollege bot zu dieser Zeit einen Kurs im Skiken an oder auch bekannt unter Nordic Skating. Kurzerhand meldete ich mich an und war so begeistert, dass ich beim ihm gleich ein Paar Skikes und entsprechende Stöcke kaufte. Und dazu aktivierte ich unseren Crosstrainer. Klar – beides ist anders als Laufen, doch nach und nach fand ich dort meine sportliche Erfüllung.

Erster Versuch zu Ideen für den Ruhestand

Mit 52 Jahren sondierte ich das erste Mal eine mögliche Tätigkeit nach meinem Berufsleben. Kriseninterventionsdienst im Landkreis Marburg – Biedenkopf. Vorgespräche mit dem damaligen Leiter und die Idee, ein Deeskalationstraining für die ehrenamtlichen Krisenhelfer anzubieten. Ausgelöst von immer mehr Übergriffen von Angehörigen auf die Menschen des Kriseninterventionsdienstes. Der Workshop mit diesen krisenfesten und sich den Abgründen des Lebens stellenden Menschen hat mich tief beeindruckt. Sie leisten in echten Not- und Ausnahmesituationen unterstützende Hilfe und sind einfach da. Großartig.

Und doch erinnerte mich diese Arbeit zu sehr an das, was mich mein Berufsleben über immer begleitete und ich wollte einfach nicht mehr vom selben. Also war klar, ich sollte weiter auf die Suche gehen.

Solopreneur werden – Ideen für den Ruhestand

Solopreneur – kennt ihr den Begriff? Ein Einzelunternehmer, der sich auf den Kern seiner Wertschöpfung konzentriert und ansonsten alle anderen Prozesse möglichst auslagert bzw. Komponentenlösungen findet. Ja, das ist schon immer mein Traum. Selbstständig sein. Noch ein wenig mehr Autonomie, als ich sie jetzt schon in meinem Beruf habe. Dahin zieht es mich – viele Jahre schon. Deshalb habe ich neben meinem Anstellungsverhältnis schon viele Jahre neben- bzw. freiberuflich gearbeitet. Inseln waren das für mich, auf denen ich mich auf eine ganz andere Art verwirklichen und selbstwirksam sein konnte. Welch ein Glück aus heutiger Sicht.

Porto 2019

Ideen für den Ruhestand – ich glaube, dass es wirklich zentral bedeutsam ist, sich frühzeitig mit dem Thema zu beschäftigen. Das Altern jenseits der 50 Jahre ist ein Prozess, der einfach – schon wegen der Vielzahl der noch vor einem liegenden Jahren – Aufmerksamkeit verdient. All die körperlichen, aber auch geistigen Veränderungen haben Auswirkungen, mit denen wir irgendwie zurechtkommen müssen.

Und ganz entscheidend wirkt wohl die Tatsache, dass die Aufgabe „Arbeit“ einfach wegfällt. Damit die sozialen Kontakte, die Selbstwirksamkeitserfahrungen und auch oftmals der Sinn. Wie sagten neulich mehrere sich schon in der Rente befindenden Kolleg:innen in ähnlich vergleichbaren Worten zu mir: „Wir fühlen uns einfach unterfordert, uns ist langweilig und die Zeit des Genusses von Zeitwohlstand zu Beginn unseres Ruhestands ist irgendwie rum!“

Doch ich bin abgeschweift – Porto 2019

Wenn die kältere Jahreszeit die Oberhand bekommen hat, fliegen meine Frau und ich gerne in wärmere Gefilde. Nochmal Sonne und Licht tanken. Flanieren, genießen, den Kopf frei blasen lassen, bei langen Spaziergängen mit Freude am Meer, Kultur, selbstgemachtes Essen und Abends ein kühles Glas Wein. Einen Reader voll Bücher. Alles prima Voraussetzungen, um auf neue Ideen zu kommen.

So wurde im Herbst 2019 die Idee zu “Gelassen älter werden” in Porto geboren. Eine meiner Ideen für den Ruhestand. Ein Projekt der persönlichen Auseinandersetzung mit dem Älterwerden, verbunden mit der Vision einer Pro Aging Gesellschaft. Ein Podcast wird entstehen, einen Blog habe ich schon begonnen und Veröffentlichungen stehen an. Arbeit als Solopreneur. Und viele Untersuchungen zeigen, dass Arbeiten auch jenseits der 65 gesund und fit erhält. Also könnte auch eine andere Arbeit zu den Ideen für den Ruhestand gehören.

Reflexionsfragen für Sie

  • Wann möchten Sie beginnen, über Ihren Ruhestand nachzudenken? Was ist für Sie ein guter Zeitpunkt?
  • Gibt es Ideen oder besser Träume, die Sie in Ihrem Leben gerne einmal realisiert hätten, vielleicht auch im Bereich der beruflichen Selbstverwirklichung?
  • Was würden Sie gerne weitergeben, vielleicht auch in einem zutiefst generativen Sinn? Welche Spuren möchten Sie noch hinterlassen?
  • Haben Sie vielleicht etwas mitzuteilen z.B. als Experte für ein bestimmtes Thema?
  • Für welche Hobbys hatten Sie bisher vielleicht zu wenig Zeit, was möchten Sie intensivieren?
  • Oder wollten Sie schon seit Jahren etwas neues Lernen, dass Sie als echte Bereicherung empfinden würden?

Schreiben Sie alle Ihre Ideen für den Ruhestand auf. Sprechen Sie mit vertrauten Personen darüber und wägen Sie gemeinsam ab. Wo geht die meiste Energie hin, was würde Ihnen eine Erfüllung sein? Was deckt sich besonders mit Ihren Werten.

Hier finden Sie im Rahmen eines Podcastes die Vorstellung des Lebensteppichs, eine Methode, die Sie dabei unterstützt Ideen für den Ruhestand zu entwickeln. Dabei geht das Konzept von den Gaben und Fähigkeiten aus.